Projektkurs „Wir für die Tiere“ unterwegs mit den Stadttauben Gelsenkirchen e.V.
Während unserer zweiten bzw. unserer dritten Exkursion, am 23.01.25 und 13.02.25, haben wir uns intensiv mit dem Leben der Stadttauben in unserer Stadt Gelsenkirchen beschäftigt. Der Tierschutzverein Stadttauben Gelsenkirchen e.V. hat uns begleitet und uns dabei verschiedenste Ecken Gelsenkirchens, wie die Domplatte in Buer oder den Hauptbahnhof, aus einer ganz neuen Perspektive gezeigt.
Zuerst haben die Ehrenamtlerinnen vom Tierschutzverein uns erklärt, dass Tauben früher in der Stadt von Menschen gezüchtet wurden, um Fleisch, Eier und Federn zu bekommen. Sie waren also Haustiere, bis die durch die Kriege ausgelöste Armut die Menschen dazu brachte, sie auszusetzen. Die heute in der Stadt lebenden Stadttauben sind also Nachkommen von Haustieren und deshalb finden sie nicht genug Futter allein, leiden unter der Kälte und brauchen dringend Hilfe. Ihre Lebenserwartung liegt in der Stadt ungefähr bei 5 Jahren, als Haustiere werden sie ca. 15 Jahre alt.

Wir haben bei unserer Exkursion beobachtet, wie Stadttauben ihren Alltag meistern, wo sie Nahrung finden und welche Herausforderungen sie dabei bewältigen müssen. Besonders erschreckend war zu sehen, dass viele Tauben krank oder verletzt sind, weil sie sich von Essensresten und Müll ernähren müssen. Zudem haben wir erfahren, dass sie oft keinen sicheren Platz zum Nisten finden und stattdessen in ungeeigneten Ecken der Stadt Schutz suchen. Dabei fiel uns auf, dass sie sich häufig höhlenartige Plätze suchen, da sie von Natur aus Höhlentiere sind, besonders in Parkhäusern oder unter Brücken. Allerdings sind diese Stellen oft sehr eng und Jungtiere fallen häufig herunter in den Verkehr.
Um die Tauben besser beobachten zu können, lockten die Ehrenamtlerinnen vom Tierschutzverein die Tauben mit Futter an. So konnten sie feststellen, ob einige verletzt waren und diese dann einfangen. Es war traurig zu sehen, dass manche Tiere schlimme Verletzungen hatten, zum Beispiel abgeschnürte Zehen durch verhedderte Fäden an den Füßen oder verformte Krallen, weil sie oft in engen und dreckigen Bereichen leben müssen.
Zudem haben wir zwei Taubenhäuser des Vereins besucht und gelernt, dass die Eier der angelockten Tauben hier ausgetauscht werden. Beim Eiertauschen werden die echten Eier durch Kunststoffeier ersetzt. Das macht man, um die Vermehrung zu steuern und so die Zahl der Tauben in der Stadt zu verringern. Hier finden die Tiere auch geeignetes Futter und Wasser, was dazu führt, dass ihr Kot nicht mehr ätzt.


Taubenhäuser sind eines der wichtigsten Projekte, um das Leid der Stadttauben zu verbessern. Leider verstehen die Menschen das nicht und versuchen, die Häuser zu zerstören.
Ich habe mich während der Exkursion betroffen gefühlt. Es war traurig zu sehen, wie wenig Mitgefühl viele Menschen für diese Tiere haben. Besonders unangenehm war es, dass manche Leute uns beim Beobachten der Tauben angepöbelt haben. Das hat deutlich gemacht, wie negativ Tauben von vielen Menschen wahrgenommen werden. Auch wurden wir direkt vom Ordnungsamt kontrolliert, da das Füttern von Tauben in der Stadt verboten ist (EhrenamtlerInnen des Vereins dürfen).
Gleichzeitig fand ich es beeindruckend, wie anpassungsfähig diese Vögel sind und wie sie trotz schwieriger Bedingungen überleben, wenn auch nur für wenige Jahre. Besonders gefallen hat mir, dass wir einen tieferen Einblick in das Leben der Tauben bekommen haben. Vorher habe ich mir wenig Gedanken darüber gemacht, wie sie leben und welche Probleme sie haben. Jetzt sehe ich sie mit anderen Augen und verstehe, dass sie genauso ein Recht auf ein lebenswertes Dasein haben wie andere Tiere.
Was mich außerdem beeindruckt hat, war, wie sehr sich die EhrenamtlerInnen vom Taubenschutz reinhängen. Die kümmern sich jeden Tag um die Tiere, geben ihnen Futter und machen die Taubenhäuser sauber. Sie werden beleidigt und bedroht und machen trotzdem weiter.
Meine Erkenntnis über den Tierschutz vor der eigenen Haustür ist, dass jeder etwas tun kann, um Tieren in der Stadt zu helfen. Anstatt sie als Plage zu sehen, sollten wir über tierfreundliche Lösungen nachdenken, wie zum Beispiel betreute Taubenhäuser oder Aufklärungskampagnen. Außerdem sollten wir darauf achten, keinen Müll auf die Straße zu werfen, damit Tauben nicht aus Verzweiflung so etwas fressen. Auch schon ein kleiner Faden kann zu einer gefährlichen Falle werden, weil die Füße der Tiere sich darin verwickeln und abschnüren.
Ich hatte vorher gar nicht richtig über Tauben nachgedacht. Viele Leute denken, dass sie nur eine Plage sind, aber eigentlich sind sie genauso Lebewesen wie wir und verdienen Respekt. Oft nimmt man das Leid der Tiere gar nicht wahr oder denkt, dass man nichts tun kann. Aber selbst kleine Dinge, wie sauberes Wasser bereitzustellen oder verletzte Tiere dem Verein zu melden, können helfen. Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, nicht einfach wegzusehen, sondern Verantwortung zu übernehmen, denn jedes Tier verdient es, gut behandelt zu werden.
Wir danken dem Stadttauben Gelsenkirchen e.V. für diese Erfahrungen! Um ihre Arbeit zu unterstützen, haben wir uns ein Projekt ausgedacht, das wir in Kürze an der GBM präsentieren werden.
Von Josefine, Julian, Thea und Angela (Q1)

Der Förderkreis Taubenhaus Buer freut sich über jede Unterstützung! Mehr Informationen finden Sie hier.